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Auszeit zwischen Gräbern und Kolumbarium

Auszeit zwischen Gräbern und Kolumbarium

Der kleine Friedhof am Kloster Kamp

 

Eine Ich-Zeit auf dem Friedhof? Was zunächst ein wenig befremdlich anmutet, entpuppt sich schnell als „Hot-Spot“ für eine Auszeit in der Stille. Hier zwischen Grabsteinen und Blumen ist der Anblick von Menschen, die in innerer Einkehr versunken auf einer Bank sitzen, Normalität.

 

Der kleine katholische Friedhof vor dem Kloster Kamp in Kamp-Lintfort ist einer dieser „Hot-Spots“. Mit seiner Mischung aus alten Grabsteinen, moderner Bepflanzung und dem malerischen Blick auf das Kloster, bietet er den perfekten Platz zum Innehalten oder zum Meditieren.

 

Vor 900 Jahren wurde der Friedhof von den Mönchen des Zisterzienserordens vor dem Kloster Kamp angelegt. Neben den Gräbern aus der neueren Zeit, befinden sich hier auch einige Grabsteine von Menschen, die in Kamp-Lintfort Geschichte geschrieben haben.

Zum Beispiel Martin Friedrich Arnold Michels, der im Jahre 1787, mit nur achtzehn Jahren, als jüngster Zisterziensermönch in das Kloster Kamp eintrat. Als 1809 das Kloster verstaatlicht und aufgelöst wurde, war er der erste Pfarrer in der neu gegründeten Kamper Pfarrgemeinde. Dieses Amt bekleidete er bis zum seinem Tod im Jahre 1851.

 

Einer der schönsten Grabsteine des Friedhofs ziert das Grab von Wilhelmine Brenner (*1868 - †1908). Sie war die Gattin von Franz Brenner, dem ersten Generaldirektor des Bergwerkes „Friedrich Heinrich“. Wilhelmine Brenner, selbst naturkundlich aktiv, brachte ihren Gatten dazu, eine parkähnliche Stadt um das Bergwerk herum anzulegen.

 

Hinter der hübschen Friedhofskapelle aus dem Jahre 1857 findet man mehrere Gräberreihen in denen die letzten Ordensleute beerdigt wurden. Spannend ist es, sich die alten Grabsteine einmal genauer anzusehen. Die altertümlichen und heute nicht mehr geläufigen Namen der Mönche und Schwestern stehen für eine Zeit die lange vergangen ist. Schon beim Betrachten der alten Steine spürt man, wie der Alltag für den Moment zur Nebensache wird, man taucht ein in eine andere Welt.

 

Doch auch auf diesem ehrwürdigen Fleckchen bleibt die Zeit nicht stehen. In Form eines modern gestalteten Kolumbariums schleicht sich hier eine neue Art der Urnenbestattung ein. Mitten auf einem großen Blumenbeet, dem sogenannte „Garten der Erinnerung“, thront eine Steele auf der mehrere Granitsteine in Kastenform übereinander installiert sind. Dort werden die Namen der Verstorbenen eingraviert. Dieses künstlerisch gestaltete Werk trägt die schöne Inschrift „Wir sind nur Gast auf Erden“. Das Beet, in dem die Urnen beigesetzt werden, wird von der Friedhofsverwaltung zu jeder Jahreszeit liebevoll neu bepflanzt.

 

 So klein wie der Friedhof im Schatten von Kloster Kamp auch ist, so hat er doch eine ganze Menge für eine entspannte „Ich-Zeit“ zu bieten. Manchmal muss man sich einfach nur die Zeit nehmen, um das Außergewöhnliche zu entdecken.

 

Friedhof Kamp, Abteiplatz, 47475 Kamp-Lintfort 

Bushaltestelle Kloster Kamp, Linie SB30, 32

 

 

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